Bienen bevölkern die Erde schon mindestens 80 Millionen Jahre und wurden in alten Kulturen als heilige Tiere verehrt. Heute gilt die Biene weltweit als eines der wichtigsten Nutztiere. Völlig zu Recht, denn Bienen sind weit mehr als Honigproduzentinnen: Sie zählen zu den wichtigsten Bestäuberinnen zahlreicher Kultur- und Wildpflanzen. Ihre Arbeit bildet daher eine wesentliche Voraussetzung für zufriedenstellende Ernteerträge und eine globale Ernährungssicherung. Rund 80 der 100 wichtigsten Kulturpflanzen und die meisten Wildpflanzen werden von Insekten – insbesondere von Hautflüglern wie (Wild-)Bienen – bestäubt. Die jährliche Bestäubungsleistung der Insekten wird weltweit mit zumindest 150 Milliarden Euro beziffert.
Meistens stehen die Honigbienen im Fokus, doch auch deren wilden Verwandten sind für die Bestäubung essentiell: Rund 700 verschiedene Wildbienen-Arten gibt es allein in Österreich – weltweit sind es bis zu 30.000. Dank der großen Vielfalt an Arten mit unterschiedlichen Blütenvorlieben, Flugzeiten und Witterungsabhängigkeiten – verschiedene Wildbienenarten fliegen auch bei geringer Sonnenstrahlung und tiefen Temperaturen – sind Wildbienen im Vergleich zur Honigbiene oftmals die effizienteren Bestäuberinnen. Dass Honigbienen die Bestäubung durch wilde Blütenbesucher lediglich ergänzen, aber nicht ersetzen können, wurde auch in einer global angelegten Studie gezeigt.
Wildbienen sind häufig allerdings auch sehr wählerisch - umso wichtiger ist ein artenreiches Blühangebot. Etwa 10 % der fast 700 heimischen Wildbienenarten sind hoch spezialisiert und bei der Versorgung ihrer Nachkommen auf Pollen einer einzigen Pflanzengattung angewiesen. So benötigen zum Beispiel mehrere Wildbienenarten ausschließlich den Natternkopf als Pollenquelle. Und auch was die Nistplätze betrifft gibt es „Spezialistinnen“ – die Kuckucksbiene zum Beispiel legt ihre Eier einfach in die Nester einer anderen Bienenart.
Unabhängig von ihrer Lebensweise besitzen Wildbienen für viele Ökosysteme eine Schlüsselfunktion und gehören zu den wichtigsten Bestäubern in der Natur.
Umso schwerer wiegt die Tatsache, dass (Wild-)Bienen besonders gefährdet sind und massiv unter der ständig wachsenden Intensivierung der Landwirtschaft, der Ausweitung von Monokulturen, dem Einsatz toxischer Pestizide, dem Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen und dem Verlust ihres Lebensraums leiden. Auch der Klimawandel setzt den Bienen zu. Die Faktoren sind vielfältig, der direkte Zusammenhang zwischen Bienensterben und Pestizideinsatz wird jedenfalls durch verschiedene Studien bestätigt.
Die Anwendung systemisch wirkender Insektizide bewirkt, dass sich diese Pestizide über das Gefäßsystem der Pflanze in Stängel, Blättern, Pollen und Nektar verteilen. Bereits geringe Dosen des Gifts können bei Bienen zu Koordinationsverlust, Flügellähmung bis hin zum Tod führen. Pestizide wie Neonicotinoide haben negative Auswirkungen auf das Verhalten, die Fortpflanzung und die Gehirnentwicklung von (Wild)Bienen, sie schwächen die Immunabwehr der Tiere und machen sie anfälliger für Krankheiten und Parasiten, wie die Varroamilbe. Der Einsatz einiger Neonicotinoide, die bisher in der konventionellen Landwirtschaft ausgebracht wurden, ist mittlerweile verboten bzw. wurde ihre Zulassung nicht mehr verlängert. Doch die Liste an Pestiziden, die Bienen und anderen Nützlingen zu schaffen machen, bleibt weiterhin lang.
Der biologischen Landwirtschaft wird erfreulicherweise ein gutes Zeugnis ausgestellt: Abwechslungsreiche Fruchtfolgen mit Luzerne- und Kleegrasmischungen, Untersaaten und Zwischenfrüchten sorgen dafür, dass Hummel- und andere Wildbienenarten auch auf Ackerflächen reichlich Nahrung finden. Zusätzlich bemühen sich immer mehr Landwirt/innen den Bienen durch die Anlage von Blühstreifen und Hecken vielfältige Pollenfutterpflanzen sowie ausreichend Rückzugs- und Nistmöglichkeiten zu bieten. Vor allem aber trägt der Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel im Biolandbau aktiv zum Schutz der Bienen und anderer Nützlinge bei. Das lässt sich auch messen: Die Arten- bzw. Individuenzahl der Bienen ist bei Bio-Bewirtschaftung bis zu drei- bzw. siebenmal höher als auf konventionellen Vergleichsflächen.
Mit zunehmendem Anteil der Bioflächen steigen die Populationen der (Wild-)Bienen und Hummeln aber auch auf den umliegenden Ackerflächen an. Der biologische Ackerbau verbessert dadurch auch die Bestäubung von Blütenpflanzen in der Umgebung. Durch den Verzicht auf Pestizide gibt es meist eine vielseitigere und blütenreiche Ackerbegleitflora mit Pflanzen, die wiederum wichtige Nektar- und Pollenquellen sind.
Ein vielfältiges und kontinuierliches Blütenangebot vom frühen Frühling bis in den Spätsommer sowie ausreichend Rückzugs- und Nistmöglichkeiten sind von entscheidender Bedeutung für individuenreiche Gemeinschaften von Honigbienen, unterschiedlichsten Wildbienen und anderen Wildbestäubern wie z.B. Schwebfliegen und damit auch wichtigste Voraussetzung für eine sichere Bestäubung von Wild- und Kulturpflanzen.
Davon profitieren auch die Landwirt/innen und nicht zuletzt wir Konsument/innen – denn die Bestäubung von Kultur- und Wildpflanzen durch wildlebende Insekten bildet letztendlich die Grundlage für eine nachhaltige Ernährungssicherung und trägt wesentlich zur Absicherung vieler zentraler Ökosystemleistungen bei.
Was kannst du machen
Wenn du einen Garten hast
- je vielfältiger und bunter, desto attraktiver für die Bienen
- Keinen „Golfrasen“, sondern auch wilde Ecken im Garten belassen – als Nahrungs-, Rückzugs- und Nistmöglichkeit
- Blumenwiesen eher selten und nicht alle Flächen gleichzeitig mähen, um ein abwechslungsreiches Nahrungsangebot zu gewährleisten
- Auf (heimische) Pflanzen setzen, auf die Bienen „fliegen“
- Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide und „Kunstdünger“
- Wildblumenbeete und Küchenkräuter kann man auch am Fensterbrett anlegen und damit (Wild)bienen eine Nahrungsquelle bieten
- Insektenhotels bieten am Balkon und im Garten Nist- und Rückzugsmöglichkeiten. Wichtig ist, unbedingt auf geeignete Materialien und Bauweise zu achten, da die Hotels sonst mehr schaden als sie nutzen
- Biologische Lebensmittel kaufen und damit zu einer Ökologisierung landwirtschaftlicher Ökosysteme beitragen
Wenn du Honig kaufst
Beim Honigkauf solltest du darauf achten, dass der Honig möglichst regional und biologisch ist. Bio-Imker/innen haben genaue Auflagen was die Bienenhaltung, das Baumaterial der Bienenstöcke, die Bienengesundheit, die Fütterung und die Verarbeitung von Honig betrifft.
Denn auch die biologische Bienenhaltung ist in der EU Bio-Verordnung geregelt. Die Bio-Qualität des Honigs wird dabei vor allem über die Behandlung der Bienenvölker, die Standortbedingungen sowie die Verarbeitungs- und Lagerungsbedingungen definiert.
Bienenstöcke und in der Bienenhaltung verwendetes Material müssen hauptsächlich aus natürlichen Stoffen bestehen. Der Standort von Bienenstöcken muss so gewählt werden, dass er sich in ausreichender Entfernung von Verschmutzungsquellen befindet, die die Imkereierzeugnisse kontaminieren oder die Gesundheit der Bienen beeinträchtigen können. Das bedeutet, dass im Umkreis von 3 km um den Standort Nahrungsquellen aus biologisch bewirtschafteten Flächen, Flächen mit natürlicher Vegetation oder solchen mit einer geringen Bewirtschaftungsintensität, die die biologische Qualität der Imkereierzeugnisse nicht beeinträchtigen, vorhanden sein müssen.
Das Füttern von Bienenvölkern ist nur zulässig, wenn das Überleben des Volks witterungsbedingt gefährdet ist. In diesem Falle darf mit biologisch erzeugten Zucker- und Honigprodukten zugefüttert werden.
Bei der Krankheitsvorsorge wird auf vorbeugende Maßnahmen zurückgegriffen. Der präventive Einsatz chemisch- synthetischer Arzneimittel ist verboten. Insbesondere zur Regulierung der Varroamilbe können organische Säuren wie Ameisensäure, Milchsäure, Essigsäure, Oxalsäure und ätherische Öle wie Menthol, Thymol oder Kampfer verwendet werden. Werden chemisch-synthetische allopathische Mittel verabreicht, so sind die behandelten Bienenvölker während dieser Zeit isoliert aufzustellen und das gesamte Wachs ist durch Wachs aus biologischer Bienenhaltung zu ersetzen. Diese Bienenvölker unterliegen anschließend der einjährigen Umstellungsfrist. Wann immer Tierarzneimittel eingesetzt werden, sind die Angaben der Kontrollstelle mitzuteilen, bevor die Tiere oder deren Erzeugnisse vermarktet werden können.
Bio-Honig, im besten Fall aus der Region gibt’s im Supermarkt, im Bioladen, dem Bio-Imker deines Vertrauens und natürlich bei SONNENTOR. Für süße Stunden und gegen kalte Tage – aber das ist eine andere Geschichte.
Weiterführende Quellen
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit FiBL entstanden, einer der weltweit führenden unabhängigen Forschungseinrichtungen für biologische Landwirtschaft. Alle Quellen haben wir hier gesammelt:
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Bio-Verordnung (EU) 2018/848
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